Die Geschichte des
Gotthard
Der Gotthard, der Berg mit den meisten Mythen und der grössten Geschichte bezüglich der Verkehrswege in der Schweiz.
Eine Reise mit der Postkutsche von Mailand nach Basel nahm 1850 etwa 50 Stunden in Anspruch, mit Benutzung des Zugs zwischen Mailand und Camerlata und des Schiffs zwischen Flüelen und Luzern.
In der Römerzeit konnte der Gotthard nur zu Fuss oder mit Maultieren überquert werden. Obwohl es sich um die kürzeste Transitstrecke (Nord-Süd) handelte, wählten die Reisenden aufgrund der unwegsamen Strecke andere Wege. Es waren die Walser, die im 13. Jahrhundert mit ihrem beachtlichen handwerklichen Geschick die erste Brücke in der Schöllenenschlucht, die sogenannte Teufelsbrücke und die Twärrenbrücke, zur Überquerung der Reuss bauten. Mit dem Bau dieser Bauwerke erlangte der Pass zum ersten Mal europäische Bedeutung und war entscheidend für das Schicksal der Bevölkerungen auf beiden Seiten. Der Gotthardpass wird in den Annales Stradenses (13. Jahrhundert) erwähnt, einem Reiseführer für Pilger, die nach Rom oder ins Heilige Land wollten.
Im Jahre 1230 wird die Kapelle dem heiligen Godehard (Gotthard) geweiht und das Hospiz errichtet, das von Mönchen des Humiliatenordens geführt wurde und den Reisenden Unterschlupf bot. Im Jahre 1595 wurde über die Schöllenenschlucht eine Steinbogenbrücke erbaut. Der Gotthardübergang blieb im Wesentlichen ein Saumweg, wo der Transport von Waren bis fast am Anfang des 19. Jahrhunderts nur mit Saumtieren möglich war.
Der Gotthardpass wird auch „Strasse der Völker“ genannt und dieser Name verdeutlich klar, dass die Passstrasse in der Vergangenheit bequem für den Personen-, aber weniger für den Warenverkehr war.
Erst im Jahr 1708 wurde die Strasse deutlich verbessert und ausgebaut; aus dem Jahre 1775 stammt der Bericht der ersten Passüberquerung mit Kutsche des englischen Geologen Greville. 1799 überquerten russische Truppen, angeführt von General Alexander Wassiljewitsch Suworow, den Gotthardpass und kämpften in der Reussschlucht gegen die Franzosen.
Im 19. Jahrhundert wurde dann eine richtige befahrbare Strasse, die über die ganze Strecke mehr als fünf Meter breit war, und eine neue Brücke über die Teufelsschlucht gebaut. Dieser Bau wurde in den dreissiger Jahren abgeschlossen.
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Denkmal für den Flieger Guex
Auf dem Gotthardpass steht ein Denkmal für den im Dienste des Vaterlandes in der Gotthardregion abgestürzte Waadtländer Flieger Guex. Die Skulptur wurde 1928 von Fausto Agnelli gefertigt.
Die Tremola
Die granitgepflasterte Tremolastraße, die als längste historische Straße der Schweiz gilt, befindet sich auf der Südseite und verbindet Airolo mit zahlreichen Kehren mit dem Gotthardpass. Wie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird auf dieser kurvenreichen und malerischen Strecke eine Postkutschenfahrt angeboten. Die alte Straße ist noch befahrbar.
Die Teufelsbrücke
Die auf der Nordflanke gelegene Teufelsbrücke führt über die Schöllenenschlucht und gilt als geschichtsträchtiger und legendärer Ort, wo alle Reisende gezwungenermassen passieren mussten und wo heftige Schlachten stattfanden. Von der ursprünglichen zwischen 1828 und 1830 vom Urner Ingenieur Karl Emanuel Müller (1804-1869) errichteten Teufelsbrücke sind heute nur noch Fundamentreste vorhanden. Die neue Teufelsbrücke wurde zwischen 1955 und 1956 erbaut.
Das Suvorov-Denkmal
1799 fand in der Umgebung der Teufelsbrücke eine wütende Schlacht statt. Unter dem Kommando von General Suworow besiegten die Russen die Franzosen. An die gefallenen russischen Soldaten erinnert das 1899 in den Fels gemeisselte Suworow-Denkmal in der Schlucht – ein Ort, den sogar der russische Präsident Dmitri Medwedew anlässlich seines Staatsbesuchs im Jahr 2009 besichtigte.